skwalk Teampilot Adrian Keller ist passionierter Hike&Fly Pilot und wurde für die X-Pyr 2016 selektiert. Diese Chance nützte Adrian und erreichte bei seinem Debüt einen hervorragenden 7. Rang!! Die Bedingungen waren jedoch alles andere als einfach, in seinem Bericht schildert Adrian seine Erfahrungen:
„Am 31. Januar 2016 wurden meine Bemühungen und sportlichen Anstrengungen bestätigt! Ich war dabei! Die schriftliche Teilnahmebestätigung kam per E-Mail an einem Sonntagmorgen. Nach fast sieben Monaten organisatorischen Vorbereitungen und körperlich diszipliniertem Training ging’s dann los.
Tag I
17. Juli 2016 um 11:00 Uhr fiel der Startschuss am Strand von Hondarribia… Bei schwülen 35 Grad und guten Wetterprognosen für die nächsten Tage, liefen alle 31 Teilnehmer aus 17 verschiedenen Ländern los Richtung Turnpoint La Rhune. 27 km, 1100 Höhenmeter und knapp vier Stunden später startete ich zum ersten Flug, mit welchem ich mich in eine gute Position brachte.
Tag II
Beginnt um 05:30 Uhr mit einem 50 km Fussmarsch Richtung Turnpoint Orhi. Schnell bemerkte ich die sich verschlechternde Wetterlage entgegen der guten Prognose. Unerwartet starker Wind mit bis zu 60 km/h ließ meine Flugpläne scheitern. Für all jene, welche erst nach 14:00 Uhr am Grat zum Orhi ankamen war Fliegen unmöglich. Dadurch gelang es dem vorderen Dreierfeld sich abzusetzen und die restlichen Teilnehmer waren von da an zu Fuß im Schlechtwetter unterwegs. Mir gelang an diesem Abend, trotz den sehr schwierigen Verhältnissen, noch ein Flug über den Orhi nach El Mina. Dort gelandet, ohne Handyempfang und keine korrekten GPS Daten, wartete ich im Gleitschirm eingedeckt bis mich spätabends mein Supporter fand.
Tag III
Ein sehr langer Tag zu Fuß durch Hochalpines Gelände ohne Aussicht auf Flugwetter da es in der Höhe zu viel Wind hatte. Trotz allen Widrigkeiten gelang es mir am Abend und nach knapp 4000 Höhenmeter und fast 70km Fußmarsch den Turnpoint Anayet zu erreichen.
Tag IV
Schon am Morgen beim Frühstück wurden wir durch Regentropfen begrüßt. Der immer stärker werdende Regen ließ mich meine Flughoffnungen begraben. Aber noch hatte ich fünf Paar trockene Schuhe! Spätnachmittags, als der Regen etwas nachließ, packte mich wieder die Hoffnung auf einen Gleitflug ins Tal. Endlich auf der Bergkante angekommen war die nächste Gewitterfront bereits in Sichtweite. Nach kurzem Inne halten entschied ich mich gegen meine schmerzenden Füße und packte den Gleitschirm wieder in den Packsack. Keine fünf Minuten später tobte ein Hagelsturm mit Blitz und Donner und wir waren mitten drin!
Tag V
Da es mir, durch den unvorhersehbaren Wetterumschwung vom Vortag, nicht möglich war pünktlich um 22:30 Uhr zu pausieren, bekam ich eine 6 Stunden Strafe für den folgenden Tag! So startete mein Tag erst um 11:30 Uhr mit dem Vorteil noch meine Ausrüstung trocknen zu können und die zerrissene Jacke und Regenponcho mit Gleitschirmreparatur- Klebepatch zusammenzukleben. Frischer und erholter als üblich, startete ich wieder ins Rennen. Nach einem 3 stündigen Aufstieg konnte ich endlich wieder fliegen. Entgegen den Erwartungen sogar relativ gut und mit 30km/h Südwestwind zwar sehr sportlich, aber es flog! Nach zweimaligem Low Save und immer stärker werdendem Wind (7 hPa Süd Überdruck) entschied ich mich nach 3.5 Stunden zur Landung. Nun stand ich also auf 1800m ü M. irgendwo im Nirgendwo direkt unter dem Pyrenäenhauptkamm, welcher die Grenze Spanien – Frankreich abgrenzt, und vor mir stand mitten im Nichts ein ***** Hotel!
Tag VI
Warm geduscht und gut erholt ging es morgens um 05:30 Uhr bei Donner und Regentropfen wieder weiter, mit dem Ziel den Turnpoint Céciré zu erreichen. Leider fing es bereits nach 30 Minuten stark zu regnen an und es sollte den ganzen Tag nicht mehr aufhören. Nach knapp 15 Stunden wandern im dichten Nebel mit Dauerregen, Donner, Blitz und Hagel war der Cecire erklommen und wir wieder im Trockenen. Als Belohnung oder vielleicht auch aus Sorge um uns warteten bereits zwei Mitglieder der Rennleitung auf dem Pass auf uns. Nach einem gemeinsamen Bier im Regen kamen wir nun auch wieder zu trockenen Kleidern! Da der Tracker im Grenzgebiet Empfangs- und Netzprobleme hatte funktionierte der GPS Sender ganztags nicht. Glücklicherweise konnte ich dank meiner Garmin Uhr ein Backup der Route sichern.
Tag VII
Der letzte Tag begann, wie gewohnt, mit Regen… Da mir mittlerweile zwei Mitkonkurrenten dicht auf den Fersen waren begann nun auch das Rennen um den 7. Platz. Nach zwei Stunden Abstieg und weiteren vier Stunden Aufstieg auf der anderen Talseite gelang mir durch die Regenwolken ein längerer Gleitflug in das nächste Tal. Dadurch lag ich 15 km vor meinen beiden Verfolgern, was mir eine kurze Verschnauf- und Essenspause verschaffte. Danach ging es weiter im schnellen Schritt nach Vielha und immer der Strasse entlang Richtung Passhöhe Port de la Bonaigua 2072m ü M. Meine beiden Verfolger hatte ich, dank Livetracking, immer im Auge. Meine Befürchtungen, dass sich plötzlich doch noch ein Flugfenster hinter mir öffnen könnte, bewahrheiteten sich nicht. Jedoch verlangten die letzten Kilometer auf die Passhöhe alles meiner Motivation und Kräfte ab. Oben angekommen erwarteten mich meine beiden Kollegen von der Rennleitung – natürlich mit einem Bier! Um meiner Sache und dem 7. Platz ganz sicher zu sein, lief ich noch einige hundert Meter den Pass hinunter. Nach einer kurzen Teambesprechung konnten wir uns in die Arme schließen, gaben der Rennleitung unsere letzten Koordinaten durch und somit war das Rennen für uns beendet.
Tag VIII
Fast wie ausgeschlafen starteten wir um 08:00 Uhr in den Tag und fuhren nach Port de la Selva zur Rangverkündigung. Nach vier Stunden Fahrt und etwas über 300km durch Berge, Täler und Nationalparks kamen wir kurz nach dem Mittag dort an. Es war sehr interessant, die eigenen Erfahrungen mit jenen der anderen Teilnehmern auszutauschen. Nach der Rangverkündigung und dem anschließendem Apéro nahmen wir die letzten 850km Heimfahrt in Angriff!
Diese Woche war ein unglaubliches Abenteuer mit vielen neuen Eindrücken und frisch entstandenen Freundschaften. Überglücklich mit dem 7. Rang sehe ich nun neuen Abenteuern entgegen!“
Mein spezieller Dank gilt auch meinen Sponsoren, welche an mich geglaubt und mich unterstützt haben:
- skywalk Paragliders
- Gyso AG
- Spies Hecker GmbH
- Carrosserie Keller & Co
- Roger P. Frey
- Michael Maldini
Adrian Keller