Zusammen mit seinen Sven Nissen und Wolfgang Freund ist skywalk Urgestein Armin Harich erneut über 200 km im deutschen Flachland geflogen.
Einen Einblick in diesen tollen Tag aus seiner Sicht gibt er uns hier:
Wir hatten den Ettelsberg oder Werdohl als Startplätze zur Auswahl. Werdohl hat durch den Jagdpächter schwere Auflagen und eine super unangenehme Landebahn. Michael Winter (Luftaufsicht) freut sich aber über unseren Besuch, weist uns ein und los gehts zusammen zum Fliegen.. Der Startplatz ist aber auf max. 8 Personen pro Tag limitiert so verteilt sich die Frankfurter XC Truppe im Sauerland. Vielen Dank nochmal.
Nachdem Sven Nissen immer am Start zögert aus Angst abzusaufen, muss er heute vor uns auslegen und starten wenn wir es sagen :-).
Wir gehen kein Risiko ein und warten, bis der erste Vogel draußen Steigen hat und starten direkt raus in schwaches aber großflächiges Steigen. Wolfgang braucht nur 4 Minuten um den Schirm auszulegen, sich einzuhängen und ebenfalls den Bart noch zu erwischen. Martin Leible und Michael starten später und haben erstmal mit einer Abschattung zu kämpfen.Sven und ich machen uns knapp unter der Basis auf den Weg der kleinen Wolkenstraße zur Nordhelle . Es läuft super und wir haben einen umwerfenden Blick auf die Nordhelle und dann die Lister- und Biggetalsperre. Was ein Anblick beim Kurbeln mit Sven. Die Luft ist heute glasklar. Das ist immer ein super Zeichen und sorgt für extra gute Steigwerte.Die Wetterrechner ignorieren leider die Klarheit der Luft. Wenn Saharastaub zu uns kommt ist es immer viel schlechter als angekündigt. Bei richtig klarer Luft immer besser als errechnet. Alles was an Sonnenstrahlung schon die oberen Luftschichten statt den Boden erwärmt, führt zur Stabilisierung der Luft. Ist es klar, werden die Steigwerte besser. Wir haben dementsprechend super Steigwerte mit teilweise über 4m/s. Dann stoßen wir auf eine 20-30km Wolkenstraße. Sven dreht noch auf, als ich schon vor gleite. Denn unter den Wolkenstraßen trägt es immer recht zeitgleich und die Aufwinde fallen auch recht zeitgleich zusammen. Da lohnt es sich mehr im Geradeausflug das Steigen mitzunehmen, als am Anfang der Straße zu kreisen, statt im Aufwind Strecke zu machen.
Sven muss ordentlich Gas geben, um mich wieder einzuholen. Sein CAYENNE5 hat ja ein höheres Topspeed. Es läuft nun aber richtig gut unter der Basis. Wir kämpfen primär damit nicht weggesaugt zu werden. Der Abstand zu Wolfgang wird größer. Er ist uns zu früh hinterher geflogen und musste sich dadurch tiefer ausgraben, was ihn Zeit gekostet hat. Er ist auf sich alleine gestellt. Wir können besser zusammen das beste Steigen suchen und finden.
Es hat aber Jahre gedauert, bis wir endlich mal so lange zusammen fliegen.
Nach der Kontrollzone Köln, war nun die Entscheidung ob wir nach Süden zwischen Frankfurt und Hahn durchfliegen. Baumholder war ja ab 3:00 offen. Oder ob wir zur Mosel abbiegen. Es steht gerade ein Wolkenstraße nach Osten und ich verstehe nur den halben Funkspruch von Sven. Naja, fliegen wir die Mosel lang. Ist landschaftlich schöner, der Wetterbericht sagte, dass wir uns lieber westlich halten sollten. Wir rufen uns noch an der Basis zu, dass, wir nun maximal vorsichtig fliegen müssen. Ich will maximal nach Westen vorhalten, um das Wittlicher Becken, das ein bekanntes Saufloch ist, möglichst noch zu umfliegen.
Sven fliegt besser an der Sonnenseite der Wolke und ich muss tiefer zu ihm zurück. Nun müssen wir beide Richtung Tiefebene nach Koblenz abfliegen. Ich tief vorweg und Sven höher hinterher. Das habe ich mir eigentlich anders vorgestellt an dieser Stelle 🙂 Uff. Ich finde schwaches Steigen. Sven hinter mir zeitgleich. Ich kann ihn gut als Thermikanzeiger nutzen um meine Kreise in seine Richtung zu versetzen. Glück gehabt, wir sind wieder beisammen. Ein kleiner Fehler kann schnell mit Abstehen „belohnt“ werden. Ich wollte zwar schon immer mal in Koblenz am Deutschen Eck landen. Aber nicht heute so früh. An der Basis überfliegen wir hoch das Wittlicher Becken und schaffen gut den Sprung an die Mosel. Dort ist das Steigen nun wie erwartet schwach und wir drehen es aus. Der Segelflugsektor Hanh Nord ist bis 5500ft offen. Es ist einfach immer gut ein Flugfunk zu haben, so können wir Hahn ATIS auf 136.35 abhören. Wir nutzen es um höher aufzudrehen und auf die Lücke zwischen Büchel und Hahn anzufliegen. Ich sehe noch die Burg Elz, die ich mit meiner Frau letzten Herbst von unten angeschaut habe. Von hier oben ist sie noch schöner 🙂 . Ab Cochem wird dann wie erwartet das Steigen wieder besser und wir können wieder mehr Gas geben. Bei Zeltingen Rachting, sehe ich wieder Gleitschirmflieger auf dem Livetrack. O.K. die fliegen und halten sich bei dem ONO dort am Hang. Hätte ich gar nicht gedacht.
Wir fliegen mehr nach Wolkenbild und Sonnenhängen. Auch für uns wird es hier wieder etwas zäher und wir werden ab 4:00 nachmittags etwas vorsichtiger. Denn langsam geht es nur noch drum maximal lange oben zu bleiben um weit zu kommen. Die 200km sollten gut drin sein. Sven dreht aber wieder zu lange vor der nächsten sich aufbauenden Wolke und ich gleite in der steigenden Luftmasse zur nächsten Wolke weiter. Das nächste Mal, wird er das sicher auch besser machen.
Im nächsten Bart bin ich nun 1000m über ihm und suche für den Weiterflug vergeblich SW-W mit Wald, die noch Wärme und Feuchtigkeit für gute Aufwinde speichern können. Es wird sehr blau vor uns. Also Handbremse anziehen und alles mitnehmen, was zu finden ist. Vor mir 2 Segelflieger, die Schlieren über dem grasigen Hochplateau abfliegen. Sie finden aber nichts und die Wolke löst sich auf. Ich erwische vorher noch schwaches Steigen, das ich konsequent mitnehme. Aber es langt nicht um richtig hoch zu kommen. Sven sucht mich und fliegt weiter östlich, findet aber auch nichts Verwertbares mehr. Schade, wären wir noch zusammen und hätten uns aufgesplittet…, dann hätten wir bessere Chancen gehabt.
Wir beide landen fast zeitgleich viel zu früh um halb 6. Wolfgang hat sich alleine durchgekämpft und ist ca. 30 km hinter uns noch in der Luft.
Glücklich gelandet laufe ich zur Straße um nach Saarburg zum Bahnhof zu trampen. Keine 2 Minuten an der Straße, kommt Herman Justen ein alter Fliegerkollege und sammelt mich ein. Er hatte wie so einige unseren Flug per Livetracking verfolgt.
Sven wird von Rainer Klinkner eingesammelt und wir treffen uns am Bahnhof. Wir beobachten Wolfgang im Livetrack. Hermann fährt ihm entgegen und bringt ihn eine Stunde später zum Bahnhof.
Was ein Service. Ganz vielen Dank!
Wir sind alle vor Mitternacht wieder zufrieden und glücklich daheim.
Das nächste Mal wird Sven nun verdonnert auch mal vorzufliegen. Beim Starten hat es ja auch gute Früchte getragen. Zusammen macht es einfach mehr Spaß und erhöht auch die Chancen. Ich bin froh, dass meine 2 Skywalk Kollegen so fit geworden sind und dass wir nun schöne Ausflüge durch Deutschland zusammen machen können.
Sven Nissen führt nun die deutsche Flachlandwertung an. Wolfgang ist zweiter und ich 6. Mal schauen, ob wir unser Teamfliegen noch verbessern können. Die Cracks aus dem restlichen Deutschland warten noch auf ihre guten Tage.
Vielen Dank an euch alle!