Fliegen im Land der Kängurus – TEIL 3

 

Wir sind in Esperance angekommen. In der Touri-Info wollten wir einen Campingplatz für den Cape Le Grande NP für morgen oder übermorgen vorreservieren lassen. Die ernüchternde Antwort war, dass die 2 Campingplätze für mehr als eine Woche ausgebucht sind – so ein Mist.

 

Weil der Wind so mit 40-50 km/h stark bläst, entschließen wir uns den Great Ocean Drive an der Küste entlang zu fahren. Ein Strand nach dem anderen. Alle super schön und sehr leicht mit Treppen zugängig. Alle das reine Postkartenmotiv: der sehr helle Sand, das blau-türkis-farbene Wasser (mit den leider meist vorhandenen weißen Schaumkronen), die grüne Buschvegetation und bei vielen am Rand noch rötliche Felsen. Das sieht einfach toll aus. Die Wassertemperatur ist mit 20/21 Grad wärmer als gedacht. Burki geht sogar baden. Zum Glück weht der kräftige Wind vom Meer, denn sonst hätte ich bedenken, dass es Burki auf das offene Meer bläst. Ich erfreue mich aber über meine Wind-Stopper-Weste, stemme mich gegen den Wind und schaue ihm zu.

Die Australier sind ja Frühaufsteher. Muss man wohl auch sein, wenn um 19 Uhr Sonnenuntergang ist und kurz nach 5 Uhr Sonnenaufgang. Wir haben uns noch nicht ganz angepasst, gehen aber auch deutlich früher ins Bett also sonst und sind dann natürlich auch früher auf. Heute haben wir die etwas windstillere Morgenzeit voll ausgenutzt. Vor dem Frühstück hatte ich schon einen tollen 1 1/2 stündigen Flug am Obsevation Point westlich vom Twilight Beach bei Esperance. Einen Startplatz haben wir nicht gefunden. Also startete ich am Parkplatz.

Es sah wieder besser aus als erst gedacht, dann ist Burki auch noch gestartet und wir hatte einen wundervollen Flug – das türkise Meerwasser zusammen mit den Felsen ist einfach unschlagbar. So stelle ich mir die Karibik vor und das in Westaustralien. Hat nur noch blauer Himmel gefehlt. Während dem Flug konnte ich einen Weißbauch-Seeadler beobachten, der sich am Strand sein Frühstück geholt hat, ein Stück den Strand entlang geflogen ist und sich auf einen Fels gesetzt hat und es sind erst mal schmecken hat lassen. Aus der Luft konnte ich ihn gut beobachten.

Zwei mal ist er dann noch mit uns geflogen, bevor er weg war. Gelandet haben wir lieber am Strand – toplanden war uns zu unsicherer, denn wir vermuteten weiter hinten am Parkplatz einen Rotor. Die 40 Höhenmeter sind mit 175 Stufen (ich habe mitgezählt) ja auch schnell wieder nach oben gegangen. Beim Frühstück wurde der Wind wieder stärker und die zahlreichen Schaumkronen waren wieder zu sehen. Also ist der Tag fliegerisch gesehen vorei ☺. Burki wollte noch an den Strand. Da wollten wir eine etwas windgeschützte Stelle suchten. Sind aber nicht so recht fündig geworden.

Am nächsten Tag wieder früh aufgestanden und zum Obsevation Point zum Fliegen gegangen. Wir hatten einen herrlichen Flug und wie am Tag zuvor hat uns der Adler ein Stück an der Klippe begleitet. Der Wind drehte noch ein bisschen und war von der Windrichtung perfekt. Und es gab blauen Himmel und Sonne. Doch wie auch am Tag zuvor hat der Wind gehen 10 Uhr deutlich zugelegt und gegen 10 Uhr 30 gabs auf dem Meer große Schaumkronen und für Gleitschirme definitiv zu viel Wind.

An unserem heutigen Übernachtungsplatz an einem kleinen Hafen östlich von Esperance hat uns ein Seelöwe besucht. Mensch, war das ein lustiges Tier. Hat vor seinen Zuschauern Rollen gedreht und ist ganz nah heran gekommen. War richtig schön.

Wir sind für einen Tag in den Cape Le Grand NP gefahren. Beide Campingplätze sind voll gewesen, deshalb wurde es nur zu einem Tagesausflug. War sehr schön. Hier gibt es außergewöhnliche Strände – vor allem der Lucky Bay Strand, der auch durch die Kangaroos, die an den Strand kommen berühmt ist. Er soll den weißesten Sandstrand in Australien haben.

Wir haben dort gleich beim Kommen am Parkplatz Kangaroos angetroffen und gehen Abend waren auch welche am Strand.

Eine kleine Wanderung auf den aussichtsreichen Frenchmann Peak haben wir im Park auch unternommen. Dies ist ein Granitfels mit 262 m Höhe. Nach etwa 40 Minuten Gehzeit hat man schon den Gipfel erreicht. Fast ganz oben gibt es eine Art großes Loch/Höhle durch das man schauen kann. Da hat der Wind kräftig durchgepfiffen. Kurz vor Sonnenuntergang sind wir wieder Richtung Esperance gefahren. Bei Dämmerung bzw. im dunklen wollten wir nicht fahren, also haben wir nach einem Übernachtungsplätzchen außerhalb des NP Ausschau gehalten

Bei einer Dirtroad wollten wir abbiegen, da kommt uns ein Junge auf einem Motorrad entgegen. Wir haben ihn nach einem Stellplatz für die Nacht gefragt und er meinte die Straße etwas runter und dann kommt links eine Weide, die offen sein müsste. Dort könnten wir gerne eine Nacht stehen. Wir auf der Straße dort hin – William auf Feldwegen, denn er darf noch nicht auf der Straße fahren. Wir schätzen ihn so auf 12 Jahre. Burki hat natürlich gleich geschwärmt wie cool in dem Alter auf einem richtigen kleinen Motorrad über Felder und Weiden zu fahren. Männer halt….

Wieder zurück in Esperance hat der Wind wieder kräftig geblasen und wir haben den Ort weiter erkundet. Sehr, sehr überschaulich und eigentlich nicht schön lautet mein Urteil. Dafür sind halt die Strände umwerfend – man kann nicht alles haben.

Am Abend hat doch glatt der Wind nachgelassen und wir konnten einen kurzen Abendflug bis nach Sonnenuntergang am 11 Mile Beach machen.

Über Facebook haben wir Martin, ein einheimischer Piloten aus Esperance, kennengelernt. Von ihm haben wir über Messenger eine Beschreibung aller Startplätze in der Gegend bekommen. Beginn in Esperance -> Richtung Westen. 6 Startplätze/Strände werden hier beflogen. Da der Wind am Nachmittag zu stark zum fliegen war, wollten wir mal alle abklappern. Allerdings haben wir viele trotz Beschreibung nicht gefunden.

Wir haben uns mit Piloten aus Esperance heute zum Fliegen am West Beach verabredet. Dann fragen wir doch gleich mal genauer nach, wo die Startplätze genauer sind, die wir nicht gefunden haben. Als wir ankamen, schauten wir nach dem Startplatz und haben keinen gefunden. Weil wir nicht wussten, wann die anderen kommen, sind wir mit unseren Schirmen an den Strand und am östlichen Ende ein Stück auf den Fels gegangen. Hier war der Wind nicht optimal, doch wenn man nichts Besseres hat 😉 Burki ist als erster gestartet und hat es auch super gemacht und ist gerade so hoch gekommen.

Kaum ist er in der Luft, sehen wir etwa in Strandmitte einen Gleitschirm von weiter oben starten. Burki hat mir per Funk gesagt, dass der Pilot oberhalb der Straße gestartet ist. Tja, was sollte ich machen, wenn man startbereit wo steht? Natürlich starten. Mir hat es aber nicht nach oben gereich und so landete ich nach 2 Minuten schon am Strand. Wenig später gesellte sich Burki zu mir und noch etwas später kam auch Evan zum Strand gesegelt.

Zurück am Womo haben wir erst einmal ein Smalltalk mit Evan gemacht und kurze Zeit später kamen noch weitere Pilot: Jon und Martin. Und damit fehlte nur noch ein Pilot der Esperance-Gleitschirmflieger. Ja, hier gibt es nur 3 Piloten und Jon ist von der Ostküste gerade für einige Monate in Esperance. Da war ich aber überrascht!
Der Wind hatte etwas zugelegt und so sind wir an den Startplatz gegangen. Genau oberhalb der Straße ist er, schön vom Wind angeströmt, aber leider etwas weit hinter der Kante. Wenn man nach dem Start stärkeres sinken hat, muss man hoffen, dass kein Laster oder großes Wohnmobil gerade vorbei fährt, gegen die man evtl. knallen könnte. Bei uns hat alles bestens geklappt, nur Jon hat sich etwas angestellt und stand nach dem Start an der Straße

Wir hatten einen wundervollen Flug bis der Wind nochmals deutlich zugenommen hat. Anschließend gab es am Parkplatz das zweite Pilotenmeeting mit Bier. Uns wurde dann noch erzählt, wo bis vor kurzem am West Beach ein guter Startplatz war, die Gemeinde aber einen Zaun dort gemacht hat und nun müssen sie halt ausweichen. Auch wenn der neue Startplatz fliegerisch nicht so optimal ist, ist er doch sehr bequem mit dem Auto zu erreichen und toplanden könne man auch.

Es gibt noch einen anderer Startplatz auf dem Fels östlich vom Strand, da müsse man aber vom Parkplatz noch einige hundert Meter zu Fuß gehen und deshalb starten sie dort normalerweise nicht. Auch ein gutes Argument. Am „Felsstartplatz“ kann man sogar an 2 Stellen starten, (falls der Wind etwas schräger kommt) und weil er viel höher liegt, erreicht man die Klippe auch ganz leicht. Zusätzlich hat er noch den Vorteil höher über der Klippe anzukommen. Evan und Martin haben uns noch die anderen Startplätze genauer beschrieben – na dann werden wir die doch jetzt auch finden.

Wir sind noch zum Obsevation Point gefahren um uns den „offiziellen“ Startplatz anzusehen. Wir Europäer erwarten wohl zu viel, denn am Tag zuvor haben wir den Start-und Toplandeplatz nicht als solchen erkannt. 4-5 Meter breit und eine gute Gleitschirmleinenlänge lang war ein Fleck von Sträucher einigermaßen befreit. Hier wird der Schirm nicht ausgebreitet, sondern als eine Art Rosette ausgelegt. Wind ist eh da, falls nicht würden sie dort auch nicht fliegen. So einfach ist das. Ach und natürlich wird topgelandet. Es ist eine kleine Fläche bei der Straße. Wir hatten es als Parkplatz für etwa 3 Autos interpretiert – ist halt nicht ganz DHV konform.

Der nächste Tag war schon wieder ein Fliegertag mit Martin, Evan und Jon. Erst Observation Point – Start und Landung waren auch bei kleiner Fläche kein Problem.

Der Wind hatte wieder am Observation Point zugelegt, also sind wir noch an den 4th Beach gefahren. Hier ist das Cliff deutlich niederer und daher auch noch fliegbar, wenn es am Observation Point schon zu viel ist. Und wieder waren wir über ihren Startplatz überrascht. Ein Fleckchen mit nur wenig niederem Buschzeug, aber vielen Äste, die am Boden herum lagen. Martin hatte einen perfekten Start. Ich wollte es versuchen, doch waren in meinen Leinen auf der rechten Seite einige Äste verhängt und so landete ich zusammen mit meinem Schirm rechts in den Büschen. War das ein Sch…. die Äste aus den Leinen zu bekommen. Der zweite Versuch mit Burkis und Evans Hilfe ist geglückt. Entweder sah mein erster Startversuch so schlecht aus, oder was ….? Aber keiner der anderen wollten noch fliegen.

Dafür habe ich den Flug an der 30 bis 60 m hochen Kante noch länger genossen.

Noch weiter im Westen, am 14th Mile Beach gibt es eine Sanddüne, die ich schon bei meinen ersten Flug in der Gegend aus der Luft gesehen und bewundert habe (Bild vom 11th Mile Beach, Düne im Hintergrund). Leider erreicht man die Düne nur mit einem guten Allradauto mit viel Bodenfreiheit – das haben wir leider nicht. Außerdem hat der Wind während unserm Esperance-Aufenthalt nicht so recht für die Düne gepasst. Sehr schade, wo ich doch fliegen an Sanddünen so toll finde.

Wir haben Esperance mit seinen vielen tollen Stränden verlassen und fahren wieder zurück Richtung Westen. Der Tag ist schön und deshalb möchten wir nicht den ganzen Tag im Auto sitzen. Burki hat daher für unsere heutige Übernachtung einen Strand heraus gesucht, der nur 60 km entfernt ist und nur mit Allrad zu erreichen ist. Da mussten wir einige Male durch weichen und etwas tieferen Sand fahren, das für unser Auto aber kein Problem war. Nur Burki war wieder recht angespannt, ob wir ohne uns fest zu fahren auch dort ankommen. Ich hoffe ja, dass Burki in den nächsten Wochen diesbezüglich etwas gelassener wird. Den ganzen Küstenabschnitt hatten wir für uns alleine. Da bin ich doch gleich auf Schatzsuche an den Strand gegangen und auch fündig geworden. Ein paar Muscheln und Schnecken und einen Delfine habe ich gefunden.