Königsspitze – Hochjochgrat – Ortler

Es ist Mitte Januar statt feinstem Pulverschnee in rauen Mengen findet man nur oberhalb 2000m etwas Schnee. Eine längere schwachwindige Hochdruckperiode kündigt sich an. Die Lawinensituation ist eher entspannt. Eigentlich die ideale Wetterlage um eine coole Frühjahrsskihochtour zu machen, dachten sich – unsere Teampiloten Daniel Oberauer und Markus Anders, sowie 2 deren Kumpels Philip und Heli.

Aus Sicht von Markus:

Der Plan ist recht schnell geschmiedet. Die Königsspitze o.a. Gran Zebru über die Ostrinne zu besteigen. Prognostiziert ist ein schwacher südwestlicher Wind – ideal um vom Gipfel mit unseren Miniwings TONIC2 und TONKA2 zu starten und dann westlich um die Königsspitze bis zum Hochjochbiwak zu fliegen. Dort die Nacht verbringen um am nächsten Tag die Überschreitung über den Hochjochgrat auf den Ortler fortzusetzen.

Schnell haben wir alles gepackt und sind mit dem Summermobil unterwegs ab nach Sulden. Um 7 Uhr in der Früh geht es nach ein paar wenigen Stunden Schlaf dann zügig los. Im ersten Schritt sind 2000hm Anstieg zu bewältigen, davon 1000hm in der 40-45° steilen Ostrinne. Trotz eher mauem Winter bieten die Südtiroler Berge eine gigantische Kulisse beim Aufstieg.

Die Bedingungen in der Rinne sind eher schlecht als recht – stellenweise sehr eisig, dann wieder hüfttiefer Schnee. Nach recht mühsamen 5h stehen wir dann auf über 3800m bei gigantischem Ausblick. Nach einer kleinen Gipfeljause steigen wir 100hm ab, um eine entspanntere Startmöglichkeit mit unseren TONIC’s und TONKA’s zu haben.

Der Gipfelstartplatz ist dann doch etwas riskant und anspruchsvoll für einen Start mit den Skiern. Dabei nehmen wir allerdings in Kauf, dass wir es vielleicht gerade so nicht über einen vorgelagerten Grat schaffen würden. Dies hätte einen sehr langen zweiten Anstieg zur Folge.

Doch der westliche Wind ermöglicht es eine tragende Linie entlang der Westwand von Gran Zebru und Monte Zebru zu fliegen. Wir landen etwa 400hm unterhalb des Hochjochbiwaks auf 3100m auf einem Gletscherplateau. Die Stimmung ist genial – später Nachmittag, die Sonne steht tief, der Schnee ist weich. Gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichen wir das Biwak auf über 3500m – atemberaubend!

Nach einer Weile und einer ausgiebigen Stärkung verkriechen wir uns recht schnell unter die Bettlacken, denn im Biwak selbst zeigt unsere Trainingsuhr -5° Umgebungstemperatur an. Zudem steht morgen der technische Teil unserer Tour an. Die Südroute auf den Ortler ist selbst im Sommer eher selten begangen.

Pünktlich zum Sonnenaufgang sind wir auf den Beinen. Die Socken sind Feucht, die Skischuh eher Gefrierschuhe – wir vergeuden daher keine Zeit und machen uns auf, um wieder warm zu werden. Dabei denke ich, wie viele andere Menschen auf der Welt denn auch so ein Privileg haben, um solche Momente erleben zu dürfen. Schnell wird es technisch. Absolute Trittsicherheit und Konzentration sind gefragt – Stürzen wäre am Grat fatal.

Wir schaffen 200hm in 3h und dann etwas 50m vom Ortlergipfel entfernt ist eine lange abschüssige Platte vor uns. Allerdings sind die Sicherungshaken alle zu geschneit und ein ausgraben gleicht der Suche nach der Nadel in einem Heuhaufen. Wir versuchen eine andere Möglichkeiten uns abzusichern zu errichten – finden aber nichts Gescheites.

Nach langen hin und her kommt die Ernüchterung.

Die letzten Meter zu Gipfel sind zu riskant – wir drehen um…

Naja bis dahin war es eine geniale Tour und die Berge stehen ja noch eine ganze Weile. Nach weiteren 2h sind wir zurück am Biwak, machen unsere Gleitschirme startbereit und fliegen zurück nach Sulden. Ich bin Gottfroh den Schirm dabei zu haben. Innerhalb weniger Minuten verlassen wir die raue und kalte Umgebung auf über 3000m und finden uns am Parkplatz in der Sonne wieder und plaudern über die doch sehr geniale Tour.