140 Kilometer trennen Chrigel Maurer von seinem fünften X-Alps-Sieg. Wenn er heute wie erwartet länger fliegen kann, dürfte er am Mittwoch oder Donnerstag im Ziel sein. Ein Blick in den Rückspiegel zeigt einen soliden Vorsprung auf Benoît Outters – auf den ersten Blick…. 

 

„Erstmals an diesem X-Alps ist mir ein grober Fehler unterlaufen“: Chrigel Maurer war gestern mit seinem Wettkampftag zwar durchaus zufrieden, konnte er doch bei schwierigen Bedingungen und Gewittern 50 Kilometer weit fliegen. „Aber ich wollte zu viel, dann hat’s mich runtergespült. Als ich dann wieder aufgestiegen und wieder gestartet war, hatte ich plötzlich ein Gewitter vor mir und musste landen.“ Damit verschenkte Chrigel Maurer etwa 20 Kilometer. Das sind eigentlich nicht viel, „aber wenn du diese 20 Kilometer fliegen kannst, ist das eine halbe Stunde. Zu Fuss sind es vier Stunden.“

Apropos Gewitter: Die letzte Stunde von Giaveno hinauf zum 500 Meter höher liegenden Campingplatz von Verna legte Maurer in einem veritablen Sommergewitter zurück, es schüttete als gäbe es kein morgen mehr. Entsprechend fand Chrigel Worte, die hier lieber nicht wiedergeben werden.

 

Hike&Fly Monaco entgegen

Die Sonne schien heute Morgen bereits durch die Kastanienbäume am Campingplatz Verna, hoch über Turin, als das Team SUI1 Tagwache hatte. Chrigel gönnte sich auch gestern eine zusätzliche Stunde Erholung vor der Sperrzeit und stand erst um Sieben auf, statt um halb Fünf. Er befindet sich in einem 600-Meter-Aufstieg zum Freidour. Von dort will er eher südlich orientert Richtung Monaco weiterziehen, eventuell muss er auch etwas westlicher in die Berge der Grenzregion fliegen.

Heute dürften im Allgemeinen etwas bessere Flugverhältnisse herrschen als gestern. Will heissen: Trotz tiefer Wolkenbasis gut fliegbar, morgens sonnig, erst im Verlaufe des Nachmittags gewitterhaft. „Wenn es mit dem Wetter so weiter geht, bin ich am Donnerstag in Monaco. Wenn’s gut geht vielleicht schon am Mittwoch“, so Chrigel Maurer. Er will die restlichen Kilometer möglichst mit Hike&Fly absolvieren, denn beim aufwärtsgehen schmerzt sein entzündetes Knie weniger als auf Flachstücken. Für Hike&Fly sind die kommenden Hügel bis in die Mittelmeergegend geradezu ideal. Wenn also nichts mehr dazwischen kommt und Chrigel’s Knie bis zum Schluss durch hält, sollte dem fünften Sieg am X-Alps also nichts mehr im Wege stehen, denn von Müdigkeit ist dem 34-jährigen Frutiger ansonsten nichts anzumerken. Er ist entspannt unterwegs, stets für Spässe zu haben und immer für einen kurzen Schwatz inklusive Foto mit den fast pausenlos aus allen Richtungen auftauchenden Fans bereit.

 

Solider Vorsprung – aber….

Der französische Ultralangstreckenläufer Benoît Outters, der erstmals am X-Alps teilnimmt und sich an zweiter Stelle Richtung Turin kämpft, liegt etwa eine Tagesetappe hinter Chrigel zurück. Die 70 Kilometer Rückstand dürfen aber nicht darüber hinweg täuschen, dass dieser Rückstand in der Luft nur gerade zwei Stunden Wert ist, denn bei einem groben Strategiepatzer von Maurer könnte Outters in zwei Stunden den gesamten Rückstand wettmachen. Und Outters als Ultralangstreckenläufer könnte Chrigel mit seinem angeschlagenen Knie gerade am Boden gefährlich werden.

 

Fotos:
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